Geschichte der GBS

Die Gutenbergschule – Teil eines künftigen Weltkulturerbes Wiesbaden?

Baugeschichte der Gutenbergschule

Architekt war Felix Genzmer, der auch die Blücher- und Leibnitzschule gebaut hat; er ist ein bekannter Architekt des Späthistorismus

Erste Planungen 1899, Baujahre 1901-1905

Die Schule im Süden der Stadt wurde durch die Bevölkerungsentwicklung nötig und sollte für das geplante neue Dichterviertel erstellt werden (erst die Schule, dann kam die Wohnbebauung)

die Gutenbergschule wurde als doppelte Volksschule (aufgeteilt in Mädchen- und Jungenschule) gebaut, nicht als Gymnasium

die Schule war die größte der Wiesbadener Schulen

der nördliche Gebäudeteil wurde bereits früher fertiggestellt (Einweihung am 21. April 1903 durch den Rabbiner Dr. Silberstein), aufgrund der steigenden Schülerzahl kam der südliche Teil für die Mädchen rasch hinzu

Nur zehn Jahre lang diente die Schule als Volksschule, dann wurde sie zur Kaserne umfunktioniert und diente bis 1918 als Lazarett

Nach dem ersten Weltkrieg erst von französischen, dann von englischen Besatzungsbehörden als Truppensitz einer Kraftfahrzeugeinheit genutzt, die zahlreiche Garagen und Reperaturwerkstätten auf dem Gelände unterhielt

Nach der Rückgabe 1930 (Abzug der Besatzung) konnte die Schule nicht mehr genutzt werden, die Stadt schenkte den „ruinösen Bau“ dem Preußischen Staat, der das einstige Prachtgebäude leer stehen ließ

Nach Hitlers „Machtergreifung“ wurde in Wiesbaden ein großes Bauprogramm gestartet. 250.000 Reichsmark wurden für die Sanierung der Gutenbergschule bereitgestellt

Seit Schuljahresbeginn 1934 Unterbringung von staatlichem und Realgymnasium in den Räumen der Gutenbergschule, die sich über die Unterbringung nicht sonderlich freuten

Nach drei Bombentreffern am 2. Februar 1945 schwer beschädigt, sodass die einzige staatliche Schule in Wiesbaden nicht mehr benutzbar war

Ostern 1946 Zusammenlegung des Realgymnasiums und des staatlichen humanitsischen Gymnasiums im Nordflügel; Beginn des Schulbetriebs ab Klasse 5

Bis 1949 Wiederaufbau des nördlichen Flügels (heute Hausmeisterwohnung)

1955 Auszug des humanistischen Gymnasiums (Diltheyschule) in die Alexandrastraße

1966-1969 Einrichtung von Sportstätten (Aschebahn, Sprunggrube etc.) auf dem Schulgelände

Größe der Schule und ihre Räume

Hufeisenform mit Risaliten und Vor- und Rücksprüngen in der Fassade

Gesamtlänge 88 m; Tiefe des Hauptflügel 22m

Auf der vom Schulhof abgewandten Seite befanden sich früher alle Unterrichtsräume, nach innen Garderoben und sanitäre Anlagen

Im Kellergeschoss befanden sich zwei Heizkesselanlagen (für jeden Gebäudeteil eine), ein Schülerbad (Duschen), Frühstücksräume, Kohlelager und ein Weinkeller.

Erdgeschoss je 6 Unterrichtsräume, sowie eine Volksbibliothek, ein Abort, Pedellzimmer sowie die Turnhalle (in der heutigen Aula)

Im ersten sowie zweiten Obergeschoss je 5 Klassenräume. Im ersten je ein Rektoren-, Bibliotheks- und Konferenzzimmer, Lehrmittelräume und ein Turnsaal der Mädchenvolksschule (heute Lehrerzimmer)

Im weiten Obergeschoss ein Zeichensaal für die Jungen im nördlichen Gebäudeteil; ein Handarbeitssaal für die Mädchen im südlichen Gebäudeteil

Im Dachgeschoss waren große 5-Zimmerwohungen für den Hausmeister und den Heizer gelegen (z.B. 416/417), der übrige Teil bildete den Speicherraum

Beide Turnsäle hatten ebenfalls die Funktion als Aula inne

Das Äußere

Die Hufeisenform erinnert an barocke Schlossbauten, fensterreiche Fassaden sind im neugotischen Stil (Spitzbögen, Fischblasenform, Wimperge) gehalten, enthalten aber auch orientalisch anmutende Elemente, die auf den kommenden Jugendstil hindeuten (Zwiebelform)

Rote Blendziegel und weiße Putzflächen, grünglasierte Ziegel unterhalb der Fenster

Staffelgiebeltürme, Risalite verleihen gefälliges Aussehen

Spitzbogige Fenster

Türme sind polygonal gestaltet (Kuppel- bzw. trichterförmige Dachformen mit Zwiebelartigen Aufsätzen)

Wetterfahnen bildeten Spitzen der Turmdächer

Es gibt zwei Schuluhren auf den beiden Haupttreppenhäusern

Das Innere

Ursprünglich innen mit malerischem Schmuck versehen (neugotisch)

Die Schule sollte wie eine „Kathetrale der Bildung“ wirken

Der Korridor und die Kleiderablagen im ersten und zweiten Obergeschoss erhalten zielgemauerte Kreuzgewölbe, Spitzbogenarkaden, und Freisäulen.

Decken und Fundamente waren aus Beton hergestellt (modern und stabil)

Die Turnhalle (Aula) hatte eine Holzbalkendecke

Die Treppenstufen im Schulhaus waren bis zum zweiten Stock aus Granit, darüber aus Eisen

Fußböden: Kellerräume hatten Zementböden, Treppenpodeste Terrazzofußböden, alle übrigen Räume Steinholzfußböden

Die Gutenbergschule als wichtiges Baudenkmal

Gutenbergschule war der größte Schulbau von Felix Genzmer

Verarbeitete bei der Architektur der Gutenbergschule Elemente der Gotik, der Renaissance, des Barocks sowie Anklänge des Jugendstils. Das Äußere vermittelt bereits ein kunstgeschichtliches Bildungsprogramm („große deutsche Vergangenheit“, Bildungsrevolution des 19. Jahrhunderts)

Abschließend ist festzuhalten, dass die Gutenbergschule nicht nur architekturgeschichtliche sondern auch städtebauliche Bedeutung erlangte. Sie ist ein wichtiger Teil des einzigartigen Ensembles der Architektur des Historismus in Wiesbaden und somit Teil eines künftigen „Weltkulturerbe Wiesbaden“

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Aufriss Mosbacherstraße

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Aufriss Schulhof / Nordseite

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Lageplan 1921

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Mitglieder der Projekt-AG „Weltkulturerbe Wiesbaden und die Gutenbergschule“:

Matthias Borrmann (12/4) Marius Conradi (11d), Hanna Etteldorf (10a), Mario Kumpert (10e), Dr. Nike Meißner (Lehrerin), Jana Reitz (12/5), Caroline Stempel (10a), Holger Stunz (Lehrer), Methap Ünal (12/6), Alice Wanninger (12/2)